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AutorenbildDaniela Girg

Was haben Verschwörungstheorien mit Angst zu tun?

Ich las heute morgen einen Artikel mit der Frage, warum aktuell in der Yogaszene so viele Verschwörungstheorien verbreitet werden. Der Artikel hat mich nachdenklich gemacht.


Ich selbst bin jemand der sein Wissen nie nur aus einer einzigen Quelle bezieht. Ich hinterfrage jegliche Theorien gerne und beleuchte sie von mehreren Seiten. So halte ich es auch von Anfang an mit dem ganzen C-Thema.


Interessant war, dass ich überhaupt nicht panisch war aber besonnen mit diesem Thema umgegangen bin und das obwohl ich bei Krankheiten generell eher ängstlich bin. Ich konsumiere schon immer relativ wenig Nachrichten und habe von Anfang an gemerkt, dass diese überbordende Berichterstattung mich zermürbt. Es folgte eine Medienpause und der Rückzug zu mir selbst. Ich begann Dinge und Entscheidungen die mein berufliches Leben betreffen zu hinterfragen. Zerlegte noch einmal mein gesamtes Konzept in alle Einzelteile und fügte sie neu zusammen. Was draußen in der Welt geschah, bekam ich zwar mit aber mein Fokus war woanders. Vielleicht war es genau das, was mich die ganze Zeit, in mir hat ruhen lassen.


Irgendwann liefen die Social Media Kanäle aber über, wahlweise von Verschwörungstheorien jeglicher Art, Statistiken, Medienberichten aus seriösen Quellen oder selbsterklärten Virologen. Und ehrlich? Ich fand sowohl die eine als auch die andere Seite irritierend und fragte mich, wo es herkommt, dass sich plötzlich zwei so extreme Lager bilden.


Letztendlich geht es immer um das Thema Angst. Die einen haben Angst, dass man ihnen etwas weg nimmt, die anderen haben Angst vor der Erkrankung an sich. Eine Diskussion aus der Angst heraus zu führen bringt aber rein gar nichts. Wenn wir in unserer eigenen Angst gefangen sind, können wir unsere Gedanken und Gefühle nicht kontrollieren, sondern werden von der Angst gesteuert. Deswegen eskalieren diese Diskussion oft. Dazu kommt noch, dass diese Diskussionen online geführt werden. Würden wir sie offline face-to-face führen, würden wir die Not des Gegenübers sehen und könnte die Aussagen anders bewerten. So sehen wir nur das geschriebene Wort ohne jegliche Mimik.


Angst entsteht immer dann, wenn wir das Gefühl haben etwas nicht kontrollieren zu können. Das Gefühl des Kontrollverlusts ist aktuell mehr als gegeben. Wir wissen nicht wie lange wir in dieser Situation festsitzen werden. Wir wissen nicht, ob wir selbst oder einer unserer Angehörigen sich ansteckt und wir wissen auch nicht, wie die Erkrankung dann verläuft. Wir wissen nicht, wann wir wieder zu einem normaleren Alltag zurück kehren können. Wir wissen nicht ob wir den geplanten Urlaub antreten können. Wir wissen nicht wie lange wir in Kurzarbeit sein werden oder wann wir wieder so arbeiten können, dass wir Umsätze wie vor Corona erzielen können. Ungewissheit über einen längeren Zeitraum erzeugt Angst.


Angst manifestiert sich oft in körperlichen Beschwerden. Wir sind angespannter und bekommen Nackenverspannungen oder Rückenschmerzen. Wenn der Stresspegel steigt ist Sport immer ein gutes Mittel um den Stress wieder abzubauen. Aktuell ist es aber vielen eben auch nicht möglich ihrem Sport nachzugehen. Spazierengehen ist zwar besser als gar keine Bewegung, trägt aber leider nur minimal dazu bei den Stresspegel abzubauen. Das bedeutet, dass unser Stresslevel aktuell immer auf einem hohen Niveau ist und wir öffnen der Angst damit alle Türen.


Aus dem Gefühl der Angst heraus suchen wir nach Lösungen, die unser Problem leichter machen. Und jetzt kommen die Medien ins Spiel. Wir haben eine wahnsinnige Auswahl an Informationsquellen im Netz und suchen uns die Quellen aus, die unsere Angst am ehesten befrieden. Jetzt kommt es genau zu der Situation die gerade in Social Media zu beobachten ist. Die einen halten sich an Verschwörungstheorien, weil eben diese genau zu ihren Ängsten bzw. deren Lösung passen. Die anderen halten sich an Zahlen, Daten und Fakten und befürworten alle Einschränkungen, weil eben dies dafür sorgt, dass ihre Angst kleiner wird.


Letztendlich wäre es viel sinnvoller die Not beider Seiten zu sehen und sie nicht für ihre Lösungswege zu verurteilen. Angst lähmt uns. Angst lässt uns alle aus unserem Reptiliengehirn heraus handeln. Unsere Urinstinkte übernehmen und unser Denken funktioniert nur eingeschränkt, nämlich nur problembezogen.


Wie kommen wir jetzt wieder heraus aus der Angst? Die Antwort ist genauso einfach wie sie schwer ist, sie lautet Vertrauen. Wir müssen zu einem Vertrauen in uns zurück finden. Wir müssen einen Weg finden um zu spüren, was wir wirklich brauchen und wie wir dieses Bedürfnis befriedigt bekommen. Wir müssen einen Weg finden, uns selbst unsere Angst zu vergeben.


Manchmal ist der Weg aus der Angst auch der Weg durch die Angst. Lass die Angst nach oben kommen und schaue sie Dir genau an. Wovor hast Du wirklich Angst? Was steckt hinter dieser Angst? Wofür ist diese Angst vielleicht sogar gut? Oft will uns die Angst davor schützen genauer hinzuschauen. Vielleicht ist es jetzt aber an der Zeit die Themen genauer anzuschauen, um sie dann endgültig gehen lassen zu können.


Ungewissheit erzeugt Angst. Die Frage ist nur immer, wie wir mit dieser Angst umgehen. Letztendlich ist es vollkommen normal Ängste in der aktuellen Situation zu haben. Wichtiger, als die Kompensationsstrategien der anderen zu verurteilen, ist sich die eigene Angst einzugestehen und für sich selbst einen Weg aus der Angst zu finden.

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