Burnout ist ein Zustand emotionaler und körperlicher Erschöpfung mit verminderter Leistungsfähigkeit als Folge von unverarbeiteten Stresssituationen, die über einen längeren Zeitraum anhalten und für die es keinen entsprechenden Ausgleich gibt.
Neben äußeren Stressfaktoren erhöht der sogenannte innere Stress unsere Stressanfälligkeit. Zu dem inneren Stress gehören z.B. überhöhte Selbstansprüche, die irgendwann nicht mehr erfüllt werden können. Um einige Bespiele für überhöhte Selbstansprüche zu geben: ich muss eine perfekte Partnerin sein, meine Kinder müssen einem Ideal entsprechen, ich muss hart arbeiten um dieses Karriereziel zu erreichen, ich muss alles in einer bestimmten Zeitspanne schaffen. Also ein immer getrieben sein und nicht entspannen können.
Wenn wir versuchen unseren Selbstwert an den überhöhten Selbstansprüchen zu messen, dann ist das größte Stresspotential in uns selbst. Der mangelnde Glaube an uns selbst und an die eigenen Fähigkeiten führt zu einer Entfernung von uns selbst und unseren Bedürfnissen.
Wenn es über einen längeren Zeitraum nicht gelingt, uns aus der Stressspirale zu befreien oder unser inneres Gleichgewicht wieder herzustellen, entwickeln wir die sog. Kontaktvermeidungsstrategien.
Unkontrollierbarer Stress geht mit wachsender emotionaler Entfremdung einher. Immer dann wenn wir uns gezwungen sehen Kontaktvermeidungsstrategien anzuwenden, entfernen wir uns emotional ein Stück von uns selbst. Der Weg in die Resignation, also die Entfremdung von uns selbst, führt über drei Ebenen.
In der ersten Ebene steht der Ärger bzw. die Wut. Wenn die Menschen, an die wir unsere Bedürfnisse adressieren, nicht auf unsere Bedürfnisse eingehen werden wir ärgerlich. Jetzt kann das Gegenüber entweder einlenken und unserem Bedürfnis nachgeben oder es weiter ignorieren. Wenn wir mit Hilfe des Ärgers unser Bedürfnis erfüllt bekommen, entsteht im Gehirn ein Lernprozess, der uns sagt, dass wir, wenn wir ärgerlich werden unser Ziel erreichen. Ein Kind zum Beispiel, das immer wieder erlebt, dass es mit einem Wutausbruch sein Bedürfnis erfüllt bekommt, wird irgendwann ohne eine freundliche Bitte direkt ärgerlich sein Bedürfnis einfordern.
Wenn wir mit unserem Ärger nicht beim Gegenüber Anklang finden, kommen wir in die zweite Ebene – die Traurigkeit. Wenn unser Ärger ergebnislos bleibt versuchen wir mithilfe von Traurigkeit unsere Bedürfnisse doch noch befriedigt zu bekommen. Auch auf dieser Ebene findet der Lernprozess statt, der besagt, wenn ich traurig bin, bekomme ich mein Bedürfnis befriedigt. Zudem fällt der Umweg über den Ärger weg. Es kann in stressigen Situationen also verkommen, dass wir direkt in Tränen ausbrechen ohne uns vorher unseren Ärger über die Situation bewusst gemacht zu haben.
Wenn wir auch mit unserer Traurigkeit nicht weiter kommen, folgt die dritte Stufe – die Resignation. Depression und der Rückzug in uns selbst sind Merkmale der Resignation. Durch den Rückzug in uns selbst, kann unser Gegenüber nur noch erahnen was in uns vorgeht. Da sich dieser Rückzug nur schwer über einen längeren Zeitraum ertragen lässt, entwickeln viele Menschen in dieser Phase kreative Lösungsansätze um vor unserem Gegenüber zu verbergen, was wirklich in uns vorgeht. Eine Möglichkeit ist die Flucht in die Arbeit aber auch übertriebene Heiterkeit oder Selbstmitleid können mögliche Strategien sein.
Der Rückzug in uns selbst hat zur Folge, dass wir unserem Gegenüber nicht mehr offen entgegen gehen können. Gerade in stressigen Situationen laufen die Kontaktvermeidungsstrategien automatisch im Hintergrund ab ohne dass uns dies bewusst ist. Wie reagieren Sie, wenn sie im Stress sind? Vielleicht können Sie eine der drei Stufen bei sich selbst feststellen und überlegen welches eigentliche Bedürfnis dahinter steht.
„Wir sind durch Beziehung krank geworden und können nur durch Beziehung wieder gesund werden“ (ROMPC®-Philosophie) Unkontrollierbarer Stress beeinflusst die Beziehung zu anderen aber auch die Beziehung zu uns selbst. Im Rahmen einer ROMPC® (Relationship-oriented Meridian-based Psychotherapy, Counselling and Coaching)-Behandlung, geht der Therapeut auf die Suche nach den unerfüllten Beziehungserfahrungen und –bedürfnissen und versucht dem Klienten eine Beziehungsalternative anzubieten.
Wenn wir von Beziehung sprechen, sollten wir uns auch immer die Beziehung zu uns selbst anschauen. Ohne eine gute Beziehung zu uns selbst, werden wir Schwierigkeiten haben tragfähige Beziehungen zu anderen aufzubauen. Beziehung müssen wir selbst gestalten. Wenn wir das Wort Selbstbewusstsein einmal in seine Einzelteile zerlegen, erhalten wir „sich seiner selbst bewusst sein“. Was bedeutet dies für mich? Bin ich mir meiner selbst bewusst? Bin ich bei mir während der Dinge die ich tue? Nehme ich mich und meine Gefühle bewusst wahr
Die neurobiologische Grundlage von Beziehung ist das System der Spiegelneuronen. Spiegelneuronen sind Zellen, die im Gehirn während der Betrachtung eines Vorgangs die gleichen Reize auslösen, wie sie entstehen würden, wenn dieser Vorgang nicht bloß (passiv) betrachtet, sondern selbst (aktiv) durchgeführt werden würde. Wie oft mussten wir schon gähnen weil unser Gegenüber gähnt oder wie oft hat uns das Lachen eines anderen „angesteckt“?
Wenn wir eine Gitarrensaite zupfen, bringen wir die anderen Saiten des Instruments auch zum Schwingen, wir erzeugen eine Resonanz. Mitgefühl, Freude, aber auch Schmerzen zu empfinden, ist auf diese Weise möglich. Eine wichtige Rolle bei der Funktion der Spiegelneuronen spielen die Vorerfahrungen, die wir gemacht haben. Wenn wir z.B. einen tyrannischen Chef hatten, werden unsere Spiegelneuronen bei jedem Vorgesetzten anders „anklingen“ als wenn wir immer freundliche Chefs hatten. Das Kind dessen Lächeln erwidert wird, wird anders auf Menschen zugehen, als das Kind dessen Lächeln nicht wahrgenommen wird. Die Spiegelneuronen bzw. unsere Vorerfahrungen spielen bei den Kontaktvermeidungsstrategien eine große Rolle.
Wenn wir von Selbstzweifeln geplagt werden haben wir eine andere Ausstrahlung als wenn wir selbstbewusst durchs Leben gehen. Um die Selbstzweifel zu überwinden greifen wir auf unsere Erinnerungen an Menschen die uns geliebt haben oder die uns so angenommen haben wie wir sind, zurück. Wir brauchen aber diese Bestätigung auch im hier und jetzt. Sind wir bereit dazu unsere (Beziehungs-)Bedürfnisse zu zeigen und damit jemandem die Möglichkeit zu geben für uns da zu sein? Unser Gegenüber empfängt die Signale die wir aussenden. Wenn wir also nicht bereit dazu sind unsere Bedürfnisse zu zeigen, kann unser Gegenüber nur erahnen was in uns vorgeht. Im Rahmen einer ROMPC®-Behandlung geht es darum, dass sich das Spiegelungsgeschehen des Klienten wieder entwickeln kann. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist es dem Klienten das Gefühl zu geben wie es ist, intuitiv verstanden zu werden und sich (wieder) selbst zu verstehen damit Beziehung (wieder) möglich wird.
Wenn Beziehung wieder möglich ist, können wir die Kontaktvermeidungsstrategien Stufe für Stufe nach oben „klettern“ und damit auch den inneren Stress reduzieren. Das Vertrauen in uns selbst wird wieder gesteigert und unser Selbstbewusstsein nimmt zu. Ein schönes Beispiel dafür wie Beziehung unser Selbstbewusstsein beeinflusst ist, wenn wir frisch verliebt sind. Wir fühlen uns genauso angenommen wie wir sind. Unser Selbstbewusstsein und das Vertrauen in uns selbst ist sehr hoch. Da unser innerer Stress auf einem niedrigen Level ist können wir ganz anders auf den äußeren Stress reagieren, als bei einem hohen inneren Stressniveau. Nun können wir uns leider nicht dauerhaft im Zustand des frisch Verliebtseins befinden aber wir können uns auf die Suche nach unseren unerfüllten Beziehungserfahrungen und -bedürfnissen machen und uns damit die Möglichkeit geben zu uns selbst zurück zu finden.
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